Humor – über das, was uns zum Lachen bringt

Shownotes

„Kommt ein Grashüpfer in eine Bar“ – mit diesem Satz beginnt Christines neuer Lieblingswitz, den sie am Ende der Folge zum Besten geben wird. Erst mal fragen wir uns, was uns überhaupt zum Lachen bringt und in welcher Situation wir zuletzt Tränen gelacht haben. Außerdem schimpfen wir ein bisschen über das Wort „Humor“ und diskutieren darüber, wie weit Satire überhaupt gehen darf. Wann ist etwas lustig und wann ist die Grenze erreicht? Diese Frage passt perfekt zum ersten Buch, über das wir sprechen:

Mona empfiehlt: „Funny Girl“ von Anthony McCarten
Christine empfiehlt: „Schrei mich bitte nicht so an!“ von Miriam Wurster

In „Funny Girl“ geht es um eine junge kurdische Frau in London, die Karriere in der Stand up Comedy macht. Als erste muslimische Frau betritt sie in einer Burka die Bühne und bricht ein Tabu nach dem anderen. Das zweite Buch ist eine kleine Premiere: zum ersten Mal sprechen wir in diesem Podcast über einen Cartoon. Es geht um Speisemotten, deeskalierende Hundestaffeln und die erste Feinkost-Tafel Deutschlands. In unserer Rubrik geht es dann noch um die Frage, ob man uns beim Lesen anmerkt, was für eine Geschichte wir gerade lesen.

Fürs nächste Mal haben wir uns das Thema „Wunder“ ausgesucht. Dafür empfiehlt Christine ein Buch von R.J. Palacio, das genau so heißt, nämlich einfach „Wunder“. Monas Tipp ist „Draußen feiern die Leute“ von Sven Pfizenmaier.

Falls ihr uns schreiben möchtet, geht das entweder in einer Nachricht über Monas Instagram-Kanal @mona.ameziane oder per Mail an die Adresse post@zweiseiten.eu.

Hier findet ihr alle weiterführenden Infos zum Podcast und unseren aktuellen Werbepartnern: https://linktr.ee/zweiseitenpodcast

Transkript anzeigen

00:00:00: Ich muss dir zu Beginn gleich einen Witz erzählen.

00:00:03: Ja, hast du einen?

00:00:04: Ja, ich habe einen, aber ich kann keine Witz erzählen.

00:00:06: Mach mal Wette.

00:00:07: Ich versäme alle Witz, Mona.

00:00:08: Ich wette, wenn ich den jetzt versuche zu erzählen.

00:00:12: Erzähle ich entweder den Gag gleich vorne weg oder ich kriege ihn nicht hin.

00:00:16: Ich verspreche, dass ich lache.

00:00:18: Nee, das darfst du nicht.

00:00:19: Also ich hab den aus deinem Buch.

00:00:20: Also ich hab so einen Grundwitz, den ich großartig finde.

00:00:23: Der geht wie folgt, warte mal.

00:00:25: Der ist jetzt nicht aus dem Buch.

00:00:27: Ich muss jetzt machen.

00:00:28: Das bin ich übrigens.

00:00:30: Wenn einer ein Witz erzählt, lache ich immer schon vorher, weil ich mich so freue.

00:00:34: Also klingelt in der Wohnung das Telefon.

00:00:38: Und da geht der deutsche Schäferon, nimmt den Hörer ab und sagt "Wau".

00:00:44: Dann sagt am anderen Ende, Mann, wie bitte?

00:00:47: Dann sagt der Hund, wie Walter, wie Anton, wie Ulrich.

00:00:53: Schön, dass du das hast.

00:00:59: Ich würde es wirklich lustig, aber ich muss ehrlich sagen,

00:01:02: bei jeder Poeinte hätte ich jetzt gelacht,

00:01:06: weil ich in deinen Augen diese Konzentration und Panik gesehen habe,

00:01:10: dass du diese Poeinte...

00:01:11: Ich muss auf ganz mittendrin.

00:01:13: Es gibt ja manche so Runden, wo einer mit dem Witz anfängt zu grunten.

00:01:16: Entweder frage ich Jochen vor, ich sage "Jochen, wie ging der nachher?"

00:01:20: und dann sagt der Hund, wenn du das nicht weißt, dann lasst das.

00:01:23: Oder ich bin mittendrin und merke aber schon, dass ich die Poeinte versammelt habe,

00:01:27: indem ich sage, der Hund geht ans Telefon und sagt "Wee, wie Walter".

00:01:33: Oh Gott, und wenn man dann so Witze erklären muss?

00:01:38: Freuchbar.

00:01:39: Und ich kann sie mir vor allen Dingen nicht merken.

00:01:41: Du kannst mir ein Witz erzählen heute und wir treffen uns in einer Woche

00:01:44: und dann habe ich den schon wieder vergeben und lach mich schlapp,

00:01:46: wenn du den noch mal erzählst.

00:01:48: Das ist nicht so mein... Kannst du das gut?

00:01:50: Nein, überhaupt nicht.

00:01:51: Aber ich habe im Vorfeld dieser Folge mal ge-googelt Bücher und Witze.

00:01:55: Also Witze über Bücher und das Lesen.

00:01:59: Ich habe gemerkt, die Ausbeut ist sehr, sehr maus.

00:02:01: Soll ich dir mal das Beste vorlesen, was ich gefunden habe?

00:02:03: Ja, bitte.

00:02:04: Ich versuche es gar nicht erst aus dem Kopf.

00:02:06: Kommt eine Kundin in die Buchhandlung und sagt zum Verkäufer,

00:02:09: ich hätte gerne einen besonders spannenden Krimi.

00:02:12: Antwortet der Buchhändler.

00:02:14: Sieht sich so lachend aus.

00:02:16: Keine Ahnung, was kommt.

00:02:18: Antwortet der Buchhändler.

00:02:20: Nehmen Sie doch den hier.

00:02:22: Da erfahren Sie erst auf der letzten Seite,

00:02:24: dass der Gärtner Album gebracht hat.

00:02:26: Kann ich, kann ich so richtig wehla?

00:02:28: So, lustiger wird es heute nicht mehr.

00:02:30: Auf geht's in die Folge zum Thema Humor.

00:02:34: Zwei Seiten.

00:02:36: Der Podcast über Bücher.

00:02:38: Mit Christine Westermann und Mona Amesian.

00:02:41: Also ich habe eben gemerkt,

00:02:49: dass ich dich zum Lachen bringe, die mich so konzentriert bin.

00:02:52: Was bringt dich denn zum Lachen in deinem Leben?

00:02:55: Also ich glaube, so was eigentlich,

00:02:57: wie gerade das war ein gutes Beispiel,

00:02:59: ich bin ein ganz großer Fan von so Situationskomik.

00:03:02: Weil wenn du jetzt erklären möchtest,

00:03:05: warum ich gerade lachen musste,

00:03:07: das kann man ja eigentlich gar nicht erklären.

00:03:09: Christine hat gesagt, sie kann schlecht Witze erzählen.

00:03:11: Und dann hat sie angesetzt.

00:03:13: Und dann musste ich lachen.

00:03:15: Und ich weiß nur nicht mal genau warum.

00:03:17: Weil manchmal entstehen ja so Situationen,

00:03:19: in denen auf einmal alle so giggelig sind.

00:03:21: Und das sind eigentlich meine liebsten Treffen mit Menschen.

00:03:24: Oder wir haben das ja auch manchmal in Folgen.

00:03:26: Wo wir einfach auf einmal in so ein Modus,

00:03:29: auf so eine Ebene kommen, wo wir so ein bisschen grundlos,

00:03:32: einfach aus irgendeinem Trigger heraus lachen

00:03:35: und aus dieser Situation auch nicht mehr so richtig rauskommen.

00:03:38: Aber das tut richtig gut für dich.

00:03:41: Das finde ich auch.

00:03:43: Also wirklich dieses Beispiel, ich mache mir vor Lachen gleich in die Hose.

00:03:46: Und du weißt, wenn du lachst,

00:03:48: weißt du schon gar nicht mehr, worüber du ...

00:03:50: Ich sehe, dass mal in der Sendung passiert, dass du nicht mehr ...

00:03:53: Nicht in der aktuellen Stunde, zum Glück beziehungsweise,

00:03:55: da hatten wir mal so Situationen,

00:03:57: die haben wir dann auch gut wieder in den Griff bekommen.

00:04:00: Und da war es eher dann so kontrolliert, aber schon lustig.

00:04:04: Aber im Radio hatte ich das bestimmt schon mal in irgendeiner Sendung bei ins Live.

00:04:09: Und dann ist es ja aber auch, wenn man weiß,

00:04:11: es ist ein Sender, der sowieso auch es erlaubt,

00:04:14: dass man eher locker ist.

00:04:16: Und wenn er selber schon mal ein Lachflash mitgehört hat,

00:04:19: irgendwo im Radio oder das in der Tagesschau,

00:04:21: wenn denen das passiert, das ist ja das Beste überhaupt.

00:04:24: Und dann war bei dir, hast du da bestimmt, oder?

00:04:27: Mir ist es, als ich habe in Frank-Plasberg moderiert, das war ja eher streng.

00:04:31: Mir ist es mal, als Christo in Berlin den Reichstag verhüllt hat,

00:04:36: haben wir damals in der aktuellen Sendung ein Bericht drüber gemacht.

00:04:39: Und dann wollte ich sagen, der Verpackungskünstler Christo

00:04:43: und habe der Verpackungskünstler gesagt.

00:04:46: Und das ging eigentlich noch, weil ich musste ...

00:04:51: Ich habe mir das schon mal gelacht.

00:04:53: Aber das Schlimme war, dass vor dir, du guckst auf die Kamera,

00:04:56: Leute studieren und alle drehen sich weg, damit du nirgends ...

00:05:00: und als die zu bebenen Schultern von hinten zu sehen waren,

00:05:04: da war bei mir dann auch ...

00:05:06: Ich erinnere mich gerade, ich hatte mal ganz deutsch luk auf,

00:05:09: während einer Sendung bei ins Live,

00:05:11: und der ging einfach drei Stunden lang nicht weg.

00:05:13: Und ich war ganz alleine, also ich hatte Sonntagsabend,

00:05:16: saß nicht mal jemand dahinter der Regie-Scheibe,

00:05:19: ich war einfach alleine in einem dunklen, eins Live-Haus

00:05:22: und musste diese Sendung machen.

00:05:24: Und dieser Schluckauf ging nicht weg

00:05:26: und ich habe die ganze Zeit abgewogen, was mache ich denn jetzt?

00:05:28: Dann habe ich versucht, mit diesem Schluckauf zu moderieren.

00:05:31: Und jedes Mal, wenn der wieder kam, musste ich mich entschuldigen

00:05:34: und lachen.

00:05:35: Und ich glaube, es war die Sendung,

00:05:37: bei der ich am allermeisten Zuschriften bekomme,

00:05:39: während der Sendung, weil alle so mitgefiebert und gefühlt haben,

00:05:42: wann geht dieser Schluckauf weg?

00:05:44: Da habe ich ganz viele Tipps bekommen und so.

00:05:46: Das macht natürlich echt was.

00:05:48: Ich habe mir bei dem, als wir uns das ausgesucht haben,

00:05:51: habe ich mir bei dem Wort Humor gedacht,

00:05:53: dass es für mich immer, wenn einer Humor sagt,

00:05:56: dass so eine ernste Angelegenheit fast ist,

00:05:58: als ob man so eine Kategorie braucht.

00:06:01: Und es gibt ja so, ich wünsche mir einen humorvollen Partner.

00:06:05: Wo ich denke, was ist das denn?

00:06:07: Weißt du, das ging nach die Tanur irgendwie.

00:06:09: Ja, und dann denkst du humorvoll, was soll da klar?

00:06:12: Du möchtest jemanden lachen,

00:06:14: aber das musst du dir nicht extra wünschen.

00:06:16: Ich merke so, wenn du jemanden kennenlernst.

00:06:18: Und wenn das nicht funktioniert, würde ich mal bei mir behaupten,

00:06:21: dann ist der Typ durch, das funktioniert.

00:06:24: Also, da fehlt ein wichtiger Bestandteil.

00:06:27: Aber das muss man nicht extra dazusagen.

00:06:29: Ja, und ich glaube, dieses Wort Humor.

00:06:31: Man kann schon sagen, es ist wichtig,

00:06:33: mit jemandem lachen zu können und eine Leichtigkeit zu haben.

00:06:37: Ich finde es toll, wenn Menschen lustig sind.

00:06:39: Aber das meinte ich gerade mit, das klingt nach die Tanur,

00:06:41: den vergessen wir aber.

00:06:43: Jetzt kommt ein K-Lauer.

00:06:46: Jetzt strengt dich mal ein bisschen an, damit du witzig bist.

00:06:49: Genau, das ist die Investor, man erzählt einen Witz.

00:06:51: Ja, können wir das gleich nochmal machen.

00:06:53: Aber so dieses Lustigsein mit Ansage,

00:06:56: das funktioniert bei mir manchmal.

00:06:59: Also ich finde Stand-up Comedy, wenn sie gut gemacht ist, auch ganz toll.

00:07:02: Es gibt einen marokkanischen Komedien, der heißt Gad.

00:07:06: Unfassbar witzig.

00:07:08: Ich kenne seine Programme von vorne bis hinten auswendig.

00:07:10: Das ist meine gesamte Kindheit.

00:07:13: Alle, die Französisch sprechen oder aus Marokko sind, kennen den

00:07:16: und werden mit zustimmen.

00:07:18: Gadd, Gaddelmaler.

00:07:20: Wahnsinnig toll.

00:07:22: Aber das ist irgendwie was anderes als dieses Alltagslachen.

00:07:26: Ich finde, so wie mit einem Partner.

00:07:28: Ich finde meinen Partner unglaublich lustig,

00:07:30: aber nicht weil der Witze erzählt,

00:07:32: sondern weil wir in Situationen kommen,

00:07:34: irgendwie einfach zusammenlachen

00:07:37: und dann auf einer Ebene sind irgendwie was das angeht.

00:07:40: Das ist bei uns auch so.

00:07:42: Wobei ich sagen muss, der Jochen ist ein unglaublich komischer Typ.

00:07:45: Der kann sehr komisch, wenn er zum Beispiel aus einem Zimmer geht,

00:07:49: dann stößt er mit Absicht gegen die Tür.

00:07:51: Das hört sich so an,

00:07:53: als ob er sich wirklich so eine richtige Beule so gezogen hat.

00:07:56: Aber wie mit Absicht?

00:07:58: Er tut so, als würde er gegen die Tür rennen, stößt mit unten,

00:08:01: also mit dem Fuß unten gegen die Tür,

00:08:04: und er hält sich oben den Kopf

00:08:06: und macht das nur damit ich anfange zu lachen.

00:08:09: Und ich mach das jedes Mal, ich weiß schon, dass er das macht.

00:08:12: Aber der ist zum Beispiel ein unglaublich begabter Pantomime.

00:08:15: Und der kann zwischen uns so eine Glasscheibe

00:08:18: zaubern und kann so...

00:08:20: und dann sucht er den Ausweg und es ist erbührend und fühlt sich so gleich.

00:08:24: Also das traut man ihm.

00:08:26: Also du kennst ihn ja ein bisschen, das würde man gar nicht denken,

00:08:29: aber der hat den Kopf wirklich voller Quatsch.

00:08:32: Also dann, um früh morgens, morgens, wenn man sich dann begegnet...

00:08:37: Also dann begegnet er dann, dann ist er,

00:08:40: "Gundtag, Balla..."

00:08:42: Ehrlich? Im Badezimmer, so beim Zähneputzen?

00:08:45: Ja, kurz vorher "Gundtag".

00:08:47: Ja, also ich kenne ihn, ich kann es mir einerseits nicht vorstellen

00:08:50: und andererseits aber irgendwie auch schon,

00:08:52: weil er schon so, er hat schon so was Schelmesches.

00:08:55: Ja, aber er ist auf Seriosität bedacht.

00:08:58: Ja, das stimmt auch.

00:09:00: Aber er hat wirklich, also da braucht er nicht mal ein Bier dazu,

00:09:04: oder so, das kann einfach so...

00:09:06: Das wäre noch schöner.

00:09:08: Wir hatten eine Situation, als wir in Wien waren vor ein paar Wochen,

00:09:11: da waren wir im Kunsthistorischen Museum.

00:09:13: Und du warst da ja auch schon, das ist mit das beeindruckendste Museum,

00:09:16: in dem ich jeweils sehr gediegen, es war auch gar nicht voll

00:09:20: und alles war ganz leise und wir sind dann halt auch, wie man das halt so macht,

00:09:24: andächtig von Bild zu Bild und haben auch nicht viel geredet

00:09:27: und sind so in einer Ernsthaftigkeit irgendwie auch so ein bisschen eingeiegelt.

00:09:31: Und dann stehen wir vor so einem Bild und ich lese mir die...

00:09:33: Ich lese jetzt schon.

00:09:34: Ja, ich lese mir die Beschreibung so durch und auf dem Bild war ein Mann zu sehen,

00:09:39: 17. Jahrhundert oder so mit so einem Frag

00:09:43: und unten aber nackt und dann so stiefel, also das Frag ging so über die Beine

00:09:47: und dann auf einmal sagt mein Mann so,

00:09:51: "Könnst du mich zeichnen?"

00:09:54: "Klar, kann ich machen, willst du dir nicht vielleicht ein Hose anziehen?"

00:09:57: "Ach, nee, hast schon leglos."

00:10:00: Und auch das kann man nicht so gut nach erzählen, aber in dieser Situation,

00:10:03: ich hab wirklich und dann hab ich auch danach gesagt,

00:10:05: "Mann, ich weiß gar nicht, wann ich zuletzt Tränen gelacht hab,

00:10:08: aber das meint ich, wir sind von diesem Modus ab da nicht mehr runtergekommen."

00:10:11: Wir haben uns angefangen, alle Bilder nachzuerzählen

00:10:14: und Dialoge zu schaffen und irgendwelchen Statuen zu sprechen

00:10:17: und es war jede Ernsthaftigkeit dieses Museumsbesuch.

00:10:20: Das war toll, das ist auch wirklich richtig witzig, richtig toll.

00:10:23: Ich hab mal bei uns in der, also ich sag's mal bei uns in der Community,

00:10:27: weil das ist mein Insta-Kanal, aber die hören uns ja hier zusammen zu,

00:10:31: hab ich mal gefragt, wer oder was die Menschen, die uns zuhören,

00:10:35: so zum Lachen bringt und ich hab das dann auch schon in der Story

00:10:38: so ein bisschen ausgewertet und hab gesagt,

00:10:40: das war mit die schönste Fragerunde, die ich je gemacht hab,

00:10:43: weil da so, so viele tolle Rückmeldungen kamen

00:10:47: und auch da kaum Namen von irgendwelchen Comedians,

00:10:50: sondern mein Mann, meine Kinder, meine Oma, wenn sie beschwipst ist,

00:10:55: ganz viele Tiere, mein Hund, meine Katzen, mein Hamster hat irgendwer geschrieben.

00:11:02: Ups, die Puncho kam auch auf Tiervideos

00:11:05: und dann haben auch Leute so geschrieben,

00:11:08: "seltsam durch die Wohnung laufen mit schlackernen Armen

00:11:11: und allem drum und dran."

00:11:13: Irgendwer hat geschrieben, "meine Freundin, ihr gehört ein ganzes Verlagshaus,

00:11:16: aber flachwitze Kanse."

00:11:18: Und sonst war richtig schön, weil das so was ist, das irgendwie verbindet.

00:11:22: Ja, finde ich schon.

00:11:23: Also, Lachen, sagen wir lieber Lachen.

00:11:25: Lachen, ja, komisch sein.

00:11:27: Komisch sein, genau.

00:11:28: Weil Humor hat so was Ernsthaftes.

00:11:30: Irgendwie schon.

00:11:31: Ich hab das Wort auch nicht.

00:11:32: Ich hätte mir gerade überlegt, mal hier mal nachgucken können,

00:11:34: woher das Wort kommt.

00:11:35: Ja, das ist ja nicht wichtig.

00:11:37: Hast du irgendwie das Gefühl,

00:11:39: dass sich das bei dir im Alltag klingt jetzt auch wieder so ernst und blöd,

00:11:43: aber dass sich das irgendwie verändert,

00:11:45: ja, schon so ein bisschen der Ruf besteht,

00:11:48: dass man im Laufe seines Lebens

00:11:50: so ein bisschen Ernsthaftigkeit dazu bekommt

00:11:53: und also ein bisschen dieses Granteliege,

00:11:55: was viele Senioren und Senioren haben.

00:11:58: Das hast du ja gar nicht.

00:11:59: Hast du da irgendwas für getan,

00:12:01: dass du den Humor einfach nicht verliebt hast?

00:12:03: Ich hab mich noch nicht erlebt, wenn ich so,

00:12:05: also wenn ich Sport gucke, Sport, Schau.

00:12:07: Und wenn da so Menschen moderieren,

00:12:09: die mich richtig aufregen, da hast du mich noch nicht erlebt.

00:12:12: Da kann ich sehr, da kann ich sehr witzig,

00:12:15: aber auch bitter, böse witzig sein.

00:12:18: Das kann nicht gut.

00:12:19: Also ich bin, man denkt ja immer auch,

00:12:21: die Westermann ist eine Liebe von wegen.

00:12:23: Aber nein, ich bin, also ich bin einfach,

00:12:28: ich kann schon auch Home Mechanik im Alter

00:12:30: und ich glaube schon, das hat auch zugenommen.

00:12:32: Aber ich glaube, ich war schon immer,

00:12:35: immer Glas, halb, voll und nicht halb leer.

00:12:38: Und ich hab in schlimmsten,

00:12:40: ah, schlimm, in unangenehmen Situationen meines Lebens

00:12:44: konnte ich immer auch zwischendurch zwischen den Ränen.

00:12:47: Ich konnte als klarer Zimmerfreiheit auf

00:12:49: und ich hab das, oder ich soll aufhören,

00:12:51: weil ich zu alt bin, das hab ich auf eine sehr

00:12:53: ungute Art und Weise erzählt.

00:12:55: Und da weiß ich, das werde ich nie vergessen.

00:12:57: Da bin ich jeden in Köln mitten durch die Innenstadt gelaufen

00:13:00: und hab geweint und das hatte keine Sonnenbrille.

00:13:04: Und dann hab ich irgendwie Götze angerufen

00:13:06: und dann gesagt, was passiert ist.

00:13:09: Und dann konnte ich da schon wieder lachen,

00:13:11: als ich es erzählt hab.

00:13:13: Also das kippt von mir sehr schnell,

00:13:15: tief, schwarz zu hellblau.

00:13:18: Und das ist ja auch tatsächlich so,

00:13:20: es gibt ja diesen, ich weiß nicht ob du den kennst,

00:13:22: von Max Herrre, diesen Song ANNA.

00:13:24: Da gibt es eine Zeile, ich glaube tatsächlich,

00:13:26: das ist gar nicht von ihm,

00:13:28: sondern er hat es wiederum von jemandem geklaut.

00:13:30: Das ist die Tat, aber komisch ist tragisch in Spiegelschrift.

00:13:33: Schön, aber toll.

00:13:35: Das ist eigentlich ganz schön,

00:13:37: weil das zeigt so wie nah das beieinander liegt

00:13:39: und dass das fast nicht so richtig die Kerseite davon ist.

00:13:42: Aber wie häufig man in schlechten Situationen,

00:13:47: sei es ein Streit oder auch wirklich eine Trauer,

00:13:51: oder so, dann auf einmal kippt es in was Lustiges

00:13:54: oder so Beerdigungskaffee.

00:13:57: Wo haben wir uns geeinigt drauf,

00:13:59: dass wir es nicht mehr Leichenschmaus nennen.

00:14:01: Aber das ist ja auch ein Ort,

00:14:03: wo häufig überraschend viel gelacht wird,

00:14:06: weil das ein Umgang ist,

00:14:08: der irgendwie verbindet mit was Schlimmem

00:14:11: und manchmal auch ein Ausflucht aus was Dunklem,

00:14:15: das auf einmal hell macht.

00:14:18: Und in dem Buch, das ich dir empfohlen habe zu dem Begleich,

00:14:21: da gibt es auch irgendwie einen Satz, der sagt,

00:14:23: ein guter Witz macht uns aus dem Stand zu einer Familie.

00:14:27: Also wenn du mit Leuten im Raum bist

00:14:30: und mit denen lachen kannst,

00:14:32: selbst wenn du dir vorher noch nie gesehen hast,

00:14:34: ist da sofort so ein Band, was richtig eng ist

00:14:37: und enger noch als wenn man einfach so ein gutes Gespräch hat.

00:14:41: Ach, es macht mir richtig Spaß, darüber zu reden,

00:14:45: weil das glaube ich so ein Teil von mir ist.

00:14:48: Und ich glaube, das habe ich jetzt nicht gemerkt.

00:14:51: Und wenn ich so darüber bin, denke ich,

00:14:53: das hat ja eine ganze Menge mit mir zu tun.

00:14:55: Ich glaube, man hätte mich gefragt,

00:14:57: was ich in dieses Fragetool eingetragen hätte.

00:15:00: Ich hätte wahrscheinlich auch geschrieben, mein Partner

00:15:03: und ich hätte auch geschrieben, Christine Westermann.

00:15:06: Also du bringst mich auch zum Lachen.

00:15:08: Und ich finde das schön, wie viel wir hier zusammen lachen.

00:15:11: Wenn man dich zum Lachen bringt, dann gerätst du außer Form.

00:15:16: Und das ganz schön, du sitzt mir jetzt gegenüber

00:15:19: und du sitzt relativ kalt auf deinem Stuhl.

00:15:22: Und wenn ich, also es gibt ja, es war bei Zimmerfrei,

00:15:25: also da war ja, Gott war ja der Comedian, der Klamaukmacher.

00:15:29: Und ich war immer die Ernste.

00:15:31: Und meine Witze kam immer aus der zweiten Reihe.

00:15:34: Und die haben, es hat eine ganze Weile gedauert,

00:15:36: bis die Leute begriffen haben, dass sie gezündet haben.

00:15:39: Das wollte ich aber gar nicht erzählen, das fällt mir jetzt gerade nur ein.

00:15:41: Aber wenn du hier sitzt, ach so, ich erzähle es deswegen,

00:15:46: weil die Leute immer gedacht haben, das ist ein Versehen,

00:15:49: wenn ich einen Witz mache.

00:15:50: Das ist aber nicht schlimm.

00:15:52: Das wird manchmal von langer Hand geplant.

00:15:55: Also so eine Ironie, wo man denkt, was ist mit dir los.

00:15:59: Und dann erst merkt, das meint ihr gar nicht so.

00:16:01: Und wenn ich hier irgendwas erzähle und du außer Form gerätst,

00:16:05: dann sieht es so aus, dass du dich zur Seite kippst.

00:16:09: Du kippst nach, warte mal, du sitzt mir gegenüber nach rechts.

00:16:12: Ja, das tut sich auch.

00:16:13: Und dann lass du so befreit, dass ich fast ein bisschen stolz bin,

00:16:18: dass ich dich so aus der Form gebracht habe.

00:16:21: Das klingt als wäre ich so ein Kuchen, der so aus seiner Form läuft.

00:16:25: Aber du bist so, du sitzt, du bist ja total locker hier.

00:16:29: Das meine ich jetzt gar nicht.

00:16:30: Aber du bist so, du bist schon hier, also nicht angespannt.

00:16:35: Aber wir sind beides sehr aufmerksam.

00:16:37: Aber wenn ich dann, wie ich erinnere mich an dieses Ding,

00:16:40: wo verfürchtet man sich, dann könnte ich heute noch,

00:16:44: da wird mir ganz heiße, wo sie drüber lachen,

00:16:46: wofür haben Menschen Angst.

00:16:48: Und dann, das hattest du beim Thema Angst.

00:16:52: Und dann hast du, gab es so zehn Sachen vor dem,

00:16:55: die Menschen besonders Angst haben.

00:16:57: Und ich habe dann gesagt, fliegen.

00:17:00: Du hast ein Zettel gesagt, wo du fliegen brauchst.

00:17:02: Und dann habe ich gesagt,

00:17:04: wenn sie nicht so groß wie die Nuss aus, jetzt geht sie wieder auf.

00:17:10: Aus dem Schulabend, in die andere Seite.

00:17:12: Aber gemeint waren natürlich Flugzeuge und nicht irgendwelche.

00:17:16: Also wirklich, diese Situation, ich habe es schon mal gesagt.

00:17:20: Und wir haben die auch in irgendeiner Highlightfolge noch mal rausgeholt.

00:17:23: Diese Situation, ich habe die abgespeichert auf meinem Handy.

00:17:26: Und wenn ich schlechte Laune habe, mache ich mir das an.

00:17:28: Das ist so heilsam irgendwie, weil das war mit Abstand

00:17:34: die lustigste Situation in 57 Folgen, zwei Seiten bisher.

00:17:39: Aber genau das, wenn du das dann jemandem nacherzählst,

00:17:43: so wie das jetzt im Museum,

00:17:45: das wirst du nicht wieder so rüberbringen können,

00:17:49: wie es in dem Moment war, weil so viel zusammenkommt.

00:17:52: Also jedes Zögern, jede Stimmlage ergibt dann ja nochmal den Witz oben drauf.

00:18:00: Und also in der Situation war einfach alles perfekt.

00:18:03: Da kannst du mal sehen, wie schwer es Kominien haben.

00:18:06: Auch mit Timing und wie oft die das auch versammeln.

00:18:10: Ja, und da auch die Frage, und da steuern wir jetzt auch schon auf das Buch hin.

00:18:14: Da wollte ich auch noch mit dir drüber reden.

00:18:16: Diese große Frage, und das ist jetzt auch fast schon wieder ernst,

00:18:19: aber was darf Humor eigentlich?

00:18:22: Worüber darf man sich lustig machen?

00:18:26: Und worüber nicht?

00:18:28: Wo liegen die Grenzen?

00:18:29: Das ist ja was, womit sich so Stand-up-Komedien einfach permanent beschäftigen müssen.

00:18:35: Weil diese Tabus sind gleichzeitig das, was sie antreibt,

00:18:40: aber was sie auch in ihre Grenzen weist.

00:18:42: Und dann zu gucken, wo liegt da für mich die persönliche Grenze bis dahin und nicht weiter?

00:18:48: Und bis wohin bin ich noch böse und cool?

00:18:52: Das finde ich...

00:18:53: Und wann werde ich böse und cool?

00:18:55: Ich finde das bei Thorsten Sträter eine für mich unglaublich gelungene Mischung.

00:19:02: Wie jemand seine Depression, seinen Kommen aus Armut,

00:19:08: seinen Nicht-Wissen, wo es langgeht, in einem Baumarkt gearbeitet und abends nach Hause

00:19:14: und nicht gewusst, ob er am nächsten Morgen nochmal aufstehen kann und wird.

00:19:18: Und der eine Geschichte erzählt in dem Eimbuch, was wir empfohlen haben von Kathi Salier,

00:19:25: wo er sagt, dass er sichs Leben nehmen wollte

00:19:27: und auf dem Bahnhof von der Brücke stand und runterspringen wollte.

00:19:31: Und dann kam nur eine S-Bahn.

00:19:33: Er sagte, die S-Bahn ist nicht schnell genug und außerdem der arme S-Bahnfahrer.

00:19:38: Also wo er sagt, ich schaffs ja noch nicht mehr, mir das Leben zu nehmen.

00:19:41: Selbstverständlich habe ich das jetzt versammelt, weil so wie er das beschreibt,

00:19:45: ist das tragisch komisch und das zu beherrschen.

00:19:49: Das ist großartig und das finde ich macht der toll.

00:19:51: Und er überschreitet da immer Grenzen und sagt dann, das gehört nicht hierher

00:19:56: und sagt es so, dass ich da schon wieder lachen muss.

00:19:59: Das ist wirklich großartig.

00:20:00: Und das ist ein richtig gutes Beispiel,

00:20:02: weil es kommt natürlich, glaube ich, bei so Witzen auch immer drauf an, wer erzählt sie.

00:20:07: Also zum Beispiel jetzt ein Witz über eine Depression ist natürlich sehr viel lustiger

00:20:15: und auch okayer, wenn es von einer Person erzählt wird, die selbst depressive ist oder war.

00:20:22: Genauso wie ein Witz über eine Person mit Behinderung ist natürlich viel lustiger,

00:20:28: wenn es jemandem im Rollstuhl erzählt, als wenn keine Ahnung, Kristall oder Felix Lobrecht oder so stehen.

00:20:33: Und das machen wir jetzt dann immer so ein bisschen kippt.

00:20:36: Da würde ich auch nicht sagen, das ist verboten,

00:20:38: weil Humor darf erstmal auch sehr, sehr viel, wie auch Literatur sehr viel darf und kunst insgesamt.

00:20:44: Aber die Grenzen sind natürlich sehr viel weiter,

00:20:48: wenn der Absender Teil der Gruppe ist, über die er sich lustig macht

00:20:52: und nicht auf irgendwelchen Eintritt, sondern wenn dann auf einen Haufen Eintritt,

00:20:56: auf dem er selber sitzt.

00:20:58: Das ist eine tolle Formulierung der Absender.

00:21:00: Also in dem Buch, zu dem wir jetzt gleich kommen, ist der Absender eine Muslimin

00:21:05: und die dritt irgendwann als Komedien in einem Burka auf.

00:21:09: Und da funktioniert das, das wäre, ich mir fällt es gerade keine Ahnung.

00:21:13: Ja, wenn jemand von der AfD bei einer Kundgebung da steht

00:21:15: und Witz über Frauen mit Burka und Moslems macht,

00:21:19: ist das natürlich was anderes, als wenn da jemand steht

00:21:22: und eine Burka hat, was ja, wie wir lernen werden,

00:21:25: gleich auch von ihrer Art nicht Provokation ist,

00:21:28: aber schon auch was, was sie sich extra aneignet als Rolle.

00:21:32: Aber das ist ja genau dieser Grad, wer sagt was, in welcher Situation

00:21:39: und dann natürlich auch am Ende, ist es einfach ein guter Witz oder nicht.

00:21:42: Also auch so handwerklich, wie baut man Witze auf?

00:21:45: Wer für mich die Bühnenform, die ich mir am allerwenigsten vorstellen könnte,

00:21:50: für mich kann mir vorstellen, sehr viel auf Bühnen zu erzählen

00:21:53: und zu Quatschen, Vorträge zu halten, moderieren mal sowieso.

00:21:56: Aber Stand-up-Kommunik, da würde ich mir, da würde ich mir kommen,

00:22:02: da würde ich eher sagen, ich werde, was würde ich gar nicht werden,

00:22:06: würde ich Metzgerinnen werden.

00:22:08: Auch auch nicht, eine gute Leberwurst kann auch nicht her.

00:22:11: Jetzt ein Leberwurst-Bot und Kaltzbier, aber gar nicht so.

00:22:15: Lass uns zu dem Buch kommen.

00:22:17: Ja bitte.

00:22:19: Das hat mir empfohlen Fanny Gölf von Anthony Meckarten

00:22:24: und ganz vorn im Buch, da steht eine Wittmung

00:22:28: und die Wittmung heißt "Im Gedenken an Sign-up Shafia".

00:22:33: Und ich habe ihren Namen gegugelt, Sign-up lebt in Kanada

00:22:38: und sie wurde nur 19 Jahre alt.

00:22:40: Gemeinsam mit ihren beiden jüngeren Schwestern

00:22:43: wurde sie im Sommer 2009 in einem Auto ertränkt

00:22:48: und Mörder war die eigene Familie, der Vater, der Bruder, die Mutter,

00:22:52: die es nicht ertragen konnten, dass die Mädchen, also die drei Schwestern,

00:22:57: die noch jünger waren, die waren 15 und 13,

00:23:01: wie ganz normale Teenager leben wollten,

00:23:04: gerne auf Partys wollten, Schickeklamotten tragen

00:23:07: und natürlich auch was mit Jungs haben wollten.

00:23:10: Die Familie war aus Afghanistan nach Kanada eingewandert,

00:23:14: weil sich die Mädchen nicht an diese archaischen Regeln halten wollen,

00:23:19: die die Eltern von zu Hause mitgebracht hatten,

00:23:22: wurden sie geschlagen, sie wurden eingesperrt

00:23:24: und schließlich wurden sie umgebracht.

00:23:27: Und Vater, Mutter, Bruder bekamen lebenslänglich für dieses Verbrechen

00:23:32: und der Richter sagte, und das habe ich mir extra aufgeschrieben,

00:23:35: weil ich das so einen so unglaublich starken, guten Satz finde,

00:23:40: ihr krankes und verdorbenes Ehreverständnis hat in einer zivilisierten Gesellschaft

00:23:47: keinen Platz.

00:23:49: Und der Autor Anthony McCartney hat in seinem Roman vom Funny Girl

00:23:54: sein Buch, "Diesem einen der ermordeten Mädchen" gewidmet,

00:23:59: seiner bei 19, als er ermordet wurde,

00:24:03: und Funny Girl, die Hauptperson in seinem Roman,

00:24:06: ist gerade mal ein Jahr älter.

00:24:09: Sieme lebt mit ihren Eltern in einem schäwigen Viertel in London.

00:24:13: Sie hat einen jüngeren Bruder, der schon beste Machu Allüren zeigt,

00:24:17: sie hat eine kleine Schwester, die regelmäßig sechs Tage Hausarist bekommt,

00:24:21: wenn sie nicht so will, wie die Eltern es wollen,

00:24:24: und sie will oft nicht so.

00:24:26: Und die Eltern sind irgendwann aus dem kurdischen Teil der Türkei

00:24:29: nach London gekommen und versuchen, das Alte im neuen weiterzuleben.

00:24:35: Und das funktioniert nicht.

00:24:37: Ein wunderbares Beispiel dafür ist, dass die Mutter ein Heiratsvermittler aufsucht,

00:24:43: damit Assime endlich unter die Haube kommt.

00:24:47: Und das sind Situationen, wie sie dann in dem Buch beschrieben werden,

00:24:51: wenn Assime diesen Ehemann für sie ausgesucht treffen muss,

00:24:54: wo du dich wirklich schlapp lachst, wo du da sitzt und denkst,

00:24:57: wie großartig ist das denn.

00:24:59: Die führt diese Männer einfach so an der Nase herum.

00:25:02: So gut, das ist so echt.

00:25:04: Man darf das natürlich auf keinen Fall erzählen, weil das ist...

00:25:08: Ich habe es erst mal gar nicht gleichbegriffen, aber dann...

00:25:11: Ich auch nicht.

00:25:12: Aber man kann sagen, sie tut alles dafür, dass diese Männer sie kein zweites Mal tun.

00:25:17: So sieht es aus.

00:25:19: Und Assime wohnt noch zu Hause, das geht nicht anders.

00:25:22: Sie verdient nur ein kleines bisschen Geld im Möbelgeschäft ihres Vaters.

00:25:27: Und dieses Möbelgeschäft hat auch schon bessere Tage gesehen.

00:25:30: Seit ihrer Kindheit liebt Assime Comedy und ihre Vorbilder sind amerikanische und britische Comedians.

00:25:37: Und weil ihr Leben, was eigentlich noch gar nicht begonnen hat,

00:25:42: ihr schon jetzt vorkommt, wie so ein kleines Gefängnis,

00:25:46: da sucht sie sich kleine Fluchten und sie sammelt lustige Ideen,

00:25:51: praktisch so Macht-zu-Kartouns im Kopf eigentlich

00:25:55: und versteckt das in den Geschäftsunterlagen ihres Vaters.

00:25:58: "Couchgarnituren" heißt das Dokument.

00:26:01: Ihr Traum ist als Comedian auf einer Bühne zu stehen, aber wie soll das gehen?

00:26:06: Sie hat nichts zu sagen zu Hause, nicht in der Gesellschaft, nicht.

00:26:11: Wer würde ihr zuhören? Wer würde über ihre Witze lachen?

00:26:14: Eine Frau, eine muslimische Frau, die Witze erzählt, vergesst es.

00:26:19: Aber diese Assime ist auch mutig und ihr Vertreter ist Dennis.

00:26:24: Dennis besucht einen Anfängerkurs für Comedians und da geht sie einfach mit.

00:26:29: Das sind so kleine Schritte, die sie macht, die großartig sind,

00:26:33: weil je länger die Geschichte dauert und je dramatischer sie wird,

00:26:37: desto mehr freust du dich darüber, dass sie das macht und dass sie diese kleinen Schritte geht.

00:26:42: Also sie geht in diese Anfängerschule mit und jetzt beginnt eine unglaublich spannende Geschichte,

00:26:47: die ist bitter süß, finde ich, und sie ist auch bitter böse

00:26:51: und ist eine fein ausgewogene Mischung zwischen ganz scharfer Ironie

00:26:57: und einem unglaublich feinen Sprachwitz.

00:27:01: Es ist ein Spagat zwischen Lachen und wirklich Tränen zwischen Mut und Verzweiflung.

00:27:08: Und das geht an Zerz und es geht an die Nerven,

00:27:12: weil diese Geschichte nicht nur einmal in diesem Buch an einer Katastrophe vorbeischrammt

00:27:21: und dazu gehört darin eingebettet ist die Geschichte einer jungen Muslimin,

00:27:25: die aus dem achten Stock gestürzt ist, weil sie offensichtlich die Ehre der Familie verletzt hat.

00:27:32: Du weißt, das weiß man ja am Anfang.

00:27:34: Erstmal noch nicht, aber das ist die Vermutung.

00:27:36: Das ist die Vermutung und diese Geschichte zieht sich so ganz sachte durch

00:27:41: und deswegen ist die Angst einfach da, dass es Asime genauso gehen könnte.

00:27:46: Und bis zum Ende bleibt beim Lesen zwischen Hoffen und Bangen,

00:27:51: aber dieses Buch heißt Funny Girl und was draufsteht, das ist auch wirklich drin.

00:27:56: Und es wird getragen, diese Geschichte von einem ganz heiter ironischen Grundton

00:28:02: und ich habe still in mich reingekichert, also einer meiner neuen Lieblingswitze kommt aus diesem Buch

00:28:08: und ich habe dieses Buch mit großen Vergnügen gelesen

00:28:11: und gleichzeitig an vielen Stellen immer mal wieder den Atmen angehalten,

00:28:18: weil eben solange nicht klar ist, ob Asime ihren Mut, ihre Neugier, ihre Lebenslust

00:28:25: nicht doch vielleicht noch mit ihrem Leben bezahlen muss.

00:28:28: Und das ist ein großartiges Buch und einmal mehr Danke,

00:28:33: dass ich weiß, dass es ein Weltbesteller war und ich habe es trotzdem nicht gelesen.

00:28:38: Und jetzt habe ich es gelesen und freue mich und würde es jederzeit weiter empfüllen.

00:28:43: Ich war mir unsicher, weil ich echt das Gefühl hatte,

00:28:48: dass wäre kein Buch, wenn du den Klappentext gelesen hättest, zudem du sonst gegriffen hättest

00:28:53: und man muss schon sich auch ein bisschen einlassen auf diesen Spagat zwischen poantem Hagel,

00:29:00: weil auch was er wirklich cool macht, diese Stand-up-Programme von Asime

00:29:05: und auch von den anderen Comedien, die schreibt er auch aus.

00:29:09: Also er muss da auch wirklich sich damit beschäftigt haben.

00:29:11: Und er ist ein perfekter Comedien.

00:29:13: Und ich habe das dann erstmal nachgelesen.

00:29:17: Anthony McCartney ist ein witziger Typ, was ich gar nicht wusste,

00:29:22: aber mir war es klar, nachdem ich gelesen habe, was er mit 25 geschafft hat,

00:29:26: dann hat er nämlich diesen Megawelt-Theater-Hit "Ladies Night" geschrieben,

00:29:32: wo Arbeitslose in London versuchen, an Kode zu kommen und das "Trip-Tips Show" machen.

00:29:38: Und ich habe den Film gesehen und ich habe mich schlappgelacht.

00:29:41: Und das war auch so eine tragikomische Geschichte.

00:29:44: Und er hat das zusammen mit Steven Sinclair geschrieben und einem Freund.

00:29:48: Und dieses Ding hat er geschrieben, diese "Ladies Night", da war er gerade mal 25.

00:29:53: Und dieses Buch jetzt, jetzt ist er 65 Jahre altes, vor 10 Jahren erschien.

00:29:59: Das zeigt...

00:30:01: Vor 20, oder?

00:30:03: Ist das nicht...

00:30:04: Nein, nein, nein, nein, es spielt 2005, aber ist 2015.

00:30:07: Das habe ich immer im Kopf vermischt.

00:30:09: Also die "Funny Girl" spielt 2005 nach diesen Anschlägen,

00:30:12: da in London ist aber 2013 oder 2014.

00:30:15: Also vor 10 Jahren hat nichts von seiner Präsentz auch verloren,

00:30:20: aber es ist...

00:30:22: Er hat nichts von seinem Humor verloren, den er...

00:30:24: Und er ist 65 und das wäre, glaube ich, ganz schön,

00:30:27: mein Arm mit ihm zu verbringen.

00:30:29: Ich finde es schon auch mutig, dieses Buch zu schreiben,

00:30:33: weil er sich natürlich auch der Kritik aussetzt, mal zu fragen,

00:30:38: was hat eigentlich so ein weißer männlicher Autor zu erzählen

00:30:43: über eine junge Muslima, die jetzt mit einer Burka auf die Bühne geht.

00:30:47: Und er beschreibt dann natürlich auch einen Milieu,

00:30:50: in dem er jetzt zum Beispiel nicht wie Thorsten Sträter sagen kann,

00:30:53: ja, da kenne ich mich aus, da bin ich geboren

00:30:55: und ich erzähle euch jetzt mal, wie das ist.

00:30:58: Aber, und das finde ich auch immer bei dieser Debatte total wichtig,

00:31:02: das muss ja auch gar nicht immer sein.

00:31:04: Also, wenn jemand einfach eine gute Geschichte zu erzählen hat,

00:31:08: die ja hier auch mehrere reale Kerne hat, also du hast einmal

00:31:12: diese Wittmung vorne erwähnt,

00:31:15: aber er hat auch tatsächlich für diese Hauptfigur eine reale Vorlage,

00:31:19: das erzählt er in verschiedenen Interviews.

00:31:21: Es gab auch rund um diese Terroranschläge 2005 in London

00:31:26: auf den Comedy-Bühnen eine tatsächlich eine junge Muslima,

00:31:30: Shazia Mirza, heißt sie, und die hat er gesehen in einem Comedy-Programm,

00:31:37: wie sie genau solche ähnlichen Witze gemacht hat

00:31:40: und hat sie als sozusagen alle Vorlage für diese Figur genommen,

00:31:45: hat sich also wirklich aus dem echten Leben inspiriert

00:31:48: und eine, wie ich finde, grandiose Geschichte hier geschrieben,

00:31:52: weil er Klischees sammelt, sammelt, sammelt, aufbaut

00:31:56: und aber auch nach und nach wieder so zerbröseln lässt.

00:31:59: Ja, genau das Schönste, das Schönste beschrieben.

00:32:01: Das fand ich da dran so toll.

00:32:02: Und was mir gut gefallen hat,

00:32:04: dass diese muslimischen Eltern von Asimin

00:32:08: nicht nur schrecklich waren,

00:32:10: sondern dass die eben auch voller Liebe und voller Fürsorge für ihre Kinder waren

00:32:15: und dass der Vater, der findet irgendwann,

00:32:18: das kann man ja ruhig spoilern, diese Notizen,

00:32:21: und er freut sich wie Bolle.

00:32:24: Ich will gar nicht lachen, aber er muss lachen, dass seine Tochter so komisch ist.

00:32:27: Und natürlich sagt er, das hat sie doch von mir.

00:32:29: Und dann ist er unheimlich stolz.

00:32:31: Und das es am Ende so ein bisschen versöhnlich wird.

00:32:34: Und was ich ganz schön finde, ist, wie er beschreibt, dass die kleine Schwester, Don Nuer,

00:32:41: die wird irgendwann trägt sie ein Monat.

00:32:45: Das ist eine, hilft mir eine muslimische Tradition.

00:32:49: Nicht überall, aber bei denen.

00:32:51: Also trägt sie einen Bodner, Hejab.

00:32:54: Und dann will sie erst gar nicht, findet es ganz schrecklich.

00:32:58: Und dann merkt sie, welche Achtung sie erfährt und welche Wertschätzung ihr die Verwandtschaft hat.

00:33:06: Und dann will sie den gar nicht mehr ablegen.

00:33:07: Und das finde ich ganz schön reingeguckt in den muslimischen Alltag.

00:33:12: Und das hat mir unheimlich gut gefallen.

00:33:14: Ja, und das nicht nur, als sie mir ein Irgendwie nah ist beim Lesen,

00:33:18: sondern zum Beispiel auch die Schwester, aber auch dieser Dennis.

00:33:22: Das ist so ein bunter Vogel, so ein exzentrischer Typ, den man sich richtig vorstellen kann.

00:33:29: Und das mag ich auch total, dass er sich nicht nur auf eine Figur und ihren Kosmos konzentriert,

00:33:36: sondern dass er den Kosmos auch noch richtig ausmalt.

00:33:38: Und man sich so viele Figuren vorstellen kann und dass einem nach und nach beim Lesen klar wird,

00:33:43: weder ist als im Jahr hier in der Geschichte das Opfer noch sind die Eltern die Unterdrücker.

00:33:49: Es ist nichts Schwarz-Weiß.

00:33:51: Alle handeln eben aus ihrem Universum so heraus und der schafft das irgendwie eine Art von Verständnis,

00:34:00: für viele verschiedene Seiten aufzubauen.

00:34:03: Und das alles gespickt mit so einer Art Kriminalfall.

00:34:07: Also sie ermittelt ja fast in Richtung dieser jungen Frau, die da gestorben ist.

00:34:12: Und gemixt mit diesen Pointen und diesem Witzding, das ist schon sehr dicht alles.

00:34:17: Und es ist ein wirklich unglaubliches Humorpotenzial drin, weil er auch in dieser Comedy-Schule,

00:34:23: da lässt er ja einzelne Auftreten, die das noch üben.

00:34:27: Da sind welche dabei mit richtig guten Pointen und manche, die es richtig versammeln.

00:34:32: Und da denke ich mal meine Güte, der muss ja wirklich, der muss jetzt zu Hause gesessen haben

00:34:37: und still vor sich hingelacht haben, als er das geschrieben hat.

00:34:39: Oder er hatte wirklich irgendwie Hilfe, das ist schon beeindruckend, wenn man das so kann.

00:34:46: Und dann eben dahinter so diese Frage, was hält eine Familie, die aus einer ganz anderen Kultur kommt,

00:34:54: geflüchtet ist ja auch aus dem kurdischen Teil der Türkei, also auch nicht freiwillig, die Heimat verlassen hat.

00:35:01: Was hält die in so einer Großstadt wie London zusammen zu einer Zeit, wo im Namen des Islam

00:35:09: jemand Menschen getötet hat und plötzlich alle unter Generalverdacht gestellt werden,

00:35:14: auch diese Familie und sich da zu fragen, wie finden wir hier unseren Platz,

00:35:20: auch als so eine Asimé, die auf der einen Seite eben diese alten Tradition und Regeln hat,

00:35:25: auf der anderen Seite ihre total modernes Londoner Leben, die sich auch wirklich fragt,

00:35:31: wie finde ich jemanden, mit dem ich vielleicht auch mal eine Liebe erlebe,

00:35:35: ohne von der Mutter feieradet zu werden mit irgendeinem türkischen Dude.

00:35:40: Das habe ich mir auch noch aufgeschrieben, die Moralvorstellung und das finde ich toll,

00:35:44: sie lernt irgendwann mal jemanden kennen, mit dem sie auch flirtet und mit dem sie dann auch nach Hause geht.

00:35:50: Und sie geht nicht mit ihm ins Bett, weil sie sagt, ich möchte mir das aufheben für die Ehe.

00:35:58: Ich möchte die Jungfrau bleiben oder ich möchte zumindest warten, bis ich ganz deutlich das Gefühl habe, das ist der Richtige.

00:36:06: Und das fand ich toll, wie das, was die Eltern ja auch an gutem Gesäht haben,

00:36:12: wie das aufgegangen ist und wie es gewachsen ist und wie diese junge Frau geprägt hat.

00:36:17: Das fand ich sehr, sehr beeindruckend.

00:36:19: Mit diesem Hallo-Treat, der aber unglaublich sympathisch war, wo du denkst.

00:36:23: Ich fand ihn süß.

00:36:24: Ja, ich fand ihn auch toll, wo du auch merkst, wie groß die Versuchung ist.

00:36:28: Jetzt haben wir es gespoilert, aber ist egal.

00:36:30: Aber das auf der einen Seite und dann gleichzeitig erzählt sie aber total dreckige Witze auf der Bühne,

00:36:37: die wirklich auch teilweise unter die Güttelinien gehen und wirklich an Grenzen heranreichen.

00:36:42: Und wir lesen immer, während sie diese Witze erzählt, auch ihre Gedanken mit, was hochspannend ist.

00:36:48: Weißt man ja auch von sich selbst kennt.

00:36:50: Also ich finde das immer Wahnsinn, wenn man so nicht Interviews führt, sondern Interviews gibt.

00:36:55: Und dann wird man was gefragt und man antwortet und im Kopf geht so eine Kirmes ab.

00:37:01: Und man denkt sich, was erzähle ich denn für eine Scheiße?

00:37:03: Wie kriege ich diesen Satz jetzt zu Ende und auch, man, ey, jetzt habe ich mich verhasst, bitte.

00:37:08: Und aber was rauskommt, ist eigentlich für das Gegenüber was total Klares.

00:37:12: Und man am Ende denkt man sich, das war furchtbar.

00:37:15: Aber nur, weil man die eigenen Gedanken mit gehört hat, das Gegenüber ja nicht.

00:37:19: Das hat ein guter Erklärung nochmal.

00:37:20: Und sie macht ein super Stand-up-Programm.

00:37:22: Aber wir kriegen ihre Gedanken mit, die Leute lieben es, aber sie zweifelt die ganze Zeit an sich.

00:37:27: Und also da steckt schon richtig, richtig viel drin.

00:37:30: Was einen mit wirklichen dich.

00:37:32: Also wirklich ganz tolles Buch.

00:37:34: Absolut, absolut herzig.

00:37:36: Wie schön.

00:37:37: Das freut mich.

00:37:38: Übrigens habe ich gelesen, das wusste ich überhaupt nicht.

00:37:40: Und ich habe auch keine Erklärung gefunden.

00:37:43: Anthony McCartney hat sich dafür entschieden, dieses Buch nur auf Deutsch rauszubringen

00:37:47: und hat alle Rechte an die Joghines verkauft, angeblich auf einer Servierte.

00:37:52: Ich habe dann nichts weiter zu gefunden.

00:37:55: Vielleicht kann da mal jemand vom Verlag reagieren.

00:37:58: Ich glaube, dass der Dior-Gynus-Verlag einfach so ein renommierter Verlag ist.

00:38:02: Und so tolle Leute hat mit Daniel Kiel damals einen so wirklich tollen Verleger,

00:38:08: dass man als Autor sagt, warum soll ich?

00:38:11: Ja, ja, aber der ist ja nicht Deutsch.

00:38:13: Also ich meine, der hat das nicht auf Englisch rausgebracht.

00:38:17: Es gibt dieses Buch nur auf Deutsch.

00:38:19: Jetzt habe ich dir so, wie ich das verstanden habe.

00:38:21: Nur auf Deutsch und dann halt alle Rechte an die Joghines verkauft.

00:38:25: Ja, so habe ich das verstanden.

00:38:26: Wenn du das so verstanden hast, wird es schon stimmt.

00:38:28: Ich habe auch mal googleten, habe auch keine Original-Version gefunden.

00:38:32: Titel der Originalausgabe "Copyright" bei Anthony McCartney.

00:38:39: Also die deutsche Erstausgabe erschien im Joghinesverlag.

00:38:42: Ich habe keinen, vielleicht habe ich es auch falsch verstanden.

00:38:44: Aber so vielleicht müssen wir da nochmal in die Recherche gehen,

00:38:46: aber das klang irgendwie ein bisschen besonders.

00:38:49: Bin ich hängen geblieben auf jeden Fall.

00:38:51: Ich weiß auch noch nicht mal, wie es geht.

00:38:52: Auf jeden Fall spricht es für den Verlag.

00:38:53: Ja, ich bin nicht so.

00:38:54: Liebe Größe an dieser Stelle.

00:38:56: So, jetzt wird es spannend.

00:39:00: Als ich dir das Buch empfohlen habe, habe ich gedacht,

00:39:05: schade, dass sie gar nicht so entsetzt ist, wie ich gehofft habe.

00:39:08: Ich habe mir, das ja dann, weil ich die letzte Folge geschnitten habe,

00:39:12: ja nochmal angehört und dachte so, Boah Mona,

00:39:15: du klingst so arrogant, wie du da sitzt und sagst,

00:39:17: ja, kriege ich hin, alles klar, machen wir so.

00:39:20: Aber in dem Moment dachte ich, das werde ich schon irgendwie hinbekommen.

00:39:24: Und jetzt gucken wir mal, ob ich es hinbekommen.

00:39:26: Sehr gespannt.

00:39:27: Also, das Buch, das du mir empfohlen hast, heißt "Schrei mich bitte nicht so an".

00:39:33: Und der Titel dieses Buches ist "Ein Satz,

00:39:36: den eine Frau auf dem Kawa ihrem Mann entgegen ruft,

00:39:40: während er gerade von einer riesigen Welle erfasst wird

00:39:44: und mit ein setztem Gesicht eben irgendwas schreit,

00:39:49: von dem wir nicht wissen, was es ist.

00:39:50: Also, im Prinzip ein klassisches Beziehungsgespräch

00:39:54: in einer komplett absurden Situation,

00:39:58: also einmal da reinversetzt in diese Meeressituation,

00:40:02: und damit sind wir mittendrin in der Kunst von Miriam Wurster.

00:40:08: Das ist die Autorin dieses Buches,

00:40:10: beziehungsweise sie keine klassische Autorin,

00:40:13: sondern sie ist Cartoon-Liste.

00:40:16: Sie ist mehrfach ausgezeichnet,

00:40:18: arbeitet regelmäßig für Zeitungen wie die Titanic,

00:40:21: die Süddeutsche, die deutsche Ausgabe von Charlie Hebdo

00:40:25: oder auch die Tatz.

00:40:26: Also sie zeichnet hauptberuflich Karikaturen.

00:40:29: Und die besten hat sie jetzt in diesem Buch hier versammelt,

00:40:34: das in diesem Frühjahr rausgekommen ist,

00:40:36: also auch noch ganz frisch ist auf dem Markt sozusagen.

00:40:40: Und spätestens jetzt wissen eben auch alle,

00:40:42: warum du beim letzten Mal gesagt hast, Mona,

00:40:44: gucken wir mal, wie du das machst.

00:40:46: Weil das eine Premiere ist,

00:40:49: dass wir hier wirklich über einen ganz klassischen Cartoon-

00:40:53: oder ein Cartoon-Buch sprechen.

00:40:56: In diesem Buch geht es nicht um eine Geschichte,

00:40:58: sondern es geht um über 200 Geschichten.

00:41:03: Die kürzesten bestehen aus einem Bild und einem Wort.

00:41:07: Die längsten erstrecken sich über eine Doppelseite nur,

00:41:11: das ist wirklich das Maximum.

00:41:12: Und auch da steht nie der Text im Vordergrund,

00:41:15: sondern eben die Zeichnung bzw.

00:41:18: man muss einfach so sagen, der Humor von Miriam Worcester,

00:41:23: der sehr viele verschiedene Facetten hat.

00:41:26: Das merkt man schon auf den ersten paar Seiten.

00:41:28: Da gibts zum Beispiel, ich gehe jetzt einfach mal

00:41:30: wie in der Schule ein paar Seiten durch.

00:41:33: Auf Seite 8 gibt es ein Bild.

00:41:37: Das habe ich mir auch rausgesucht.

00:41:38: Ja, das finde ich so groß.

00:41:40: Das war bei mir der Moment.

00:41:41: Also Seite 8 ist wirklich das zweite Bild.

00:41:44: Da musste ich lachen und dachte,

00:41:46: das könnte gut werden, dieses Buch.

00:41:49: Comic beschreiben ist halt wie in der Schule, aber ich versuch's.

00:41:53: Man sieht auf diesem Bild eine Schaf von Polizisten,

00:41:57: die einer Schaf von Randallierern gegenübersteht.

00:42:00: Anstatt dass die mit Waffen auf die Los gehen,

00:42:03: haben sie Hundewelpen an der Leine.

00:42:05: Und darunter steht die deeskalierende Hundestaffel.

00:42:09: Und dann sieht man die Demonstranten, oder wer das dann auch immer ist.

00:42:13: Die Killen da, die Kleinen.

00:42:14: Und die freuen sich und die Polizisten sind auch.

00:42:18: Und das ist für mich so nachtags.

00:42:19: So wie die Idee, wo es war.

00:42:21: Ja, weil man sich das anguckt und denkt, stimmt,

00:42:25: es könnte tatsächlich funktionieren.

00:42:27: Ja.

00:42:27: Und damit geht es eben los.

00:42:29: Da habe ich wie gesagt gedacht, okay,

00:42:32: jetzt gehen wir rein.

00:42:34: Auf der nächsten Seite muss ich schon wieder lachen.

00:42:36: Jetzt, wo ich gerade sehe,

00:42:37: ein riesengroßes Bild von einem kleinen Hamster,

00:42:39: der anstapelt Bücher aus einer Buchhandlung trägt.

00:42:41: Und darunter steht einfach der Hamsterkauf.

00:42:44: Es ist, habe ich gemerkt, okay, es ist irgendwie,

00:42:48: es ist mein Humor.

00:42:50: Und genauso geht es dann weiter.

00:42:53: Man blättert sich da nach und nach durch,

00:42:55: kommt in die verschiedensten Situationen rein

00:43:00: und wird auf jeder Seite dann auch wieder rausgeworfen

00:43:02: und springt in die nächste rein.

00:43:04: Zum Beispiel ist mir auch im Kopf geblieben,

00:43:06: eine Doppelseite, auf der man den Lebenszyklus

00:43:10: einer Speisemotte kennenlernt.

00:43:13: Und da beschreibt sie einfach wirklich mit so kleinen Bildchen

00:43:16: ein paar Sprechblasen,

00:43:17: wie Speisemotten es in unsere Speisekammer schaffen.

00:43:22: Und anhand nur dieser drei verschiedenen Beispiele,

00:43:24: die ich jetzt genannt habe,

00:43:25: merkt man schon, in welcher Range sich das bewegt.

00:43:29: Also es ist mal total gesellschaftspolitisch.

00:43:33: Und dann bewegen wir uns in so kleinen, banalen Alltagstetais

00:43:39: und so Beobachtungen, mit denen man irgendwie relaten kann,

00:43:43: aber bei denen man denkt,

00:43:44: dem habe ich wirklich jetzt noch nie Gedanken drüber gemacht,

00:43:48: so ganz klein und ganz fein beobachtet

00:43:52: und dann natürlich sehr lustig auch gemalt

00:43:55: mit tollen Gesichtsausdrücken und Details.

00:43:57: Also eines meiner Lieblingsbilder ist ein Theatervorstellung.

00:44:02: Und du spürst schon, also die Ruhe, die da herrscht,

00:44:06: weil dramatisches Szene oder was.

00:44:09: Und stehen aber drei Zuschauer und im Publikum stehen und applaudieren

00:44:16: und rufen Georg, Georg.

00:44:18: Und da steht "Freunde des Statisten".

00:44:21: "Freunde des Statisten", das fand ich auch so großartig.

00:44:24: Das kennt man auch.

00:44:25: Wir waren letztens in der Kölner Philharmonie,

00:44:29: weil ein Freund von uns singt in so einem großen Chor.

00:44:33: Wir haben uns zweieinhalb Stunden Halten angeguckt

00:44:37: und haben einfach die ganze Zeit nur diesen einen Freund

00:44:40: in diesem Chor aus 100 Leuten gesucht und angefeuert.

00:44:44: Und wir haben ihn rausgehört und so.

00:44:46: Das ist halt, das passiert so.

00:44:48: Und dann dagegen, das sehe ich jetzt hier gerade,

00:44:51: eine dunkle Gasse, fünf Personen schlagen auf einen Sechsten am Boden ein.

00:44:56: Und dann steht dann ein Mann daneben mit Telefon und sagt in der Sprechblase,

00:45:00: "Hallo, Polizei, hier wird jemand von Neonazis verbrügelt."

00:45:03: "Soweit ich sehen kann, handelt es sich um fünf Einzeltäter."

00:45:07: So, und da sind wir wieder mitten drin in politischen Debatten.

00:45:11: Oder ganz hinten gibt es auch ein Bild, das heißt, nach dem Waldsterben,

00:45:15: da steht ein Mann in so Safari-Uniform von einer Gruppe von Kindern

00:45:19: auf einem trockenen Feld und sagt, damals hießen wir Ranger noch Förster

00:45:24: und die Spessart-Savanne hier stand voller Bäume.

00:45:27: Also auch Thema Klima und Natur kommt immer wieder vor.

00:45:33: Und gleichzeitig ist es aber so leicht,

00:45:35: obwohl es dann doch auch zwischendurch sehr harte, ernste Themen gibt.

00:45:38: Ja, es gibt eine Katone, der heißt "Die Feinkosttafel".

00:45:42: Und das sieht aus wie ein Feinkostladen.

00:45:46: Aber an dieser Tafel werden Trüffelangeboten aus,

00:45:51: Champagner, Leber, Pastete, was man so halt braucht.

00:45:56: Und die Feinkosttafel, auf die Idee musst du mal kommen,

00:45:59: dass die Reichen mal farmen.

00:46:01: Wegen Reichensteuer wird gesenkt oder so.

00:46:03: Oder auch beim Thema Natur, zum Beispiel, noch eingefallen,

00:46:07: gibt es einen Bild, da trotten so dreitraurig aussehende Kinder

00:46:12: durch den Wald und dann steht da drunter, nach Abschluss von Wölfen,

00:46:15: Kinder dürfen wieder zu Waldspaziergängen gezogen werden.

00:46:18: Und das Coole daran ist halt, dass es so unsortiert ist.

00:46:23: Also es ist jetzt nicht, hier ist die Abteilung Politik.

00:46:26: Und dann kommt die Abteilung Natur.

00:46:28: Sondern auf jeder Seite wirst du neu überrascht,

00:46:32: blätterst durch und wirst immer wieder in eine neue Welt

00:46:35: und in ein neues Szenario gerissen und dann wieder raus.

00:46:39: Und es hat mir überraschend gut gefallen.

00:46:41: Ich dachte erst, ja, gesammelte Kartons,

00:46:45: da wollte jetzt jemand mit den Sachen noch in so einer Schublaube

00:46:48: ein bisschen Geld machen.

00:46:49: Aber das ist es gar nicht, weil das einfach in sich geschlossen,

00:46:53: alles sehr gut zusammenpasst und gleichzeitig so eine Vielfalt an Themen

00:47:00: und ja, verschiedenen Situationen abdeckt,

00:47:03: dass das Gehirn eigentlich gar nicht hinterherkommt, aber immer mehr will.

00:47:06: Also ich war, wenn der letzten Seite wirklich traurig, dass es vorbei war.

00:47:09: Und ja, werde das sicherlich auch nochmal verschenken.

00:47:12: Und sie ist eine sehr erfolgreiche Karton, also was jetzt unwichtig ist,

00:47:16: aber sie ist wirklich sehr erfolgreich, was was heißen will in diesem Job.

00:47:21: Und sie ist irgendwie, war sie sehr sympathisch,

00:47:25: nachdem ich ein paar Interviews auch unnatürlich dieses Buch gelesen hatte.

00:47:30: Und sie hat gesagt, dass dieses Titelbild mit dem Mann, der ganz hoh macht,

00:47:36: eigentlich ein Surfbrett.

00:47:37: Nee, ne?

00:47:38: Ich glaube, der steckt einfach in dieser Wellefest.

00:47:41: Der steht einfach in dieser Wellefest.

00:47:43: Und sie sagt, sie hat dieses Bild, ist entstanden,

00:47:46: sie lebt in der Nähe von Bremen und sie ist sehr oft am Meer.

00:47:49: Und dieses Bild ist an einem sehr, sehr stürmischen Tag entstanden.

00:47:54: Und da ist ihr die Macht und die Gefährlichkeit des Ozeans so richtig bewusst geworden.

00:48:00: Aber sie hat es eben runtergebrochen auf dieses Paartherapie Gespräch.

00:48:05: Eigentlich schreibe ich mich bitte nicht so.

00:48:08: Das war nicht so großartig.

00:48:10: Und sie hat einfach eine ganz gute Idee.

00:48:12: Sie hat auf eine Frage, wenn sie eine Million Euro zur Verfügung hätte,

00:48:17: wie würde sie die Ausgebenen, hat sie geschrieben,

00:48:20: Gratistanzkurse für die Menschen.

00:48:23: Das ist sehr sympathisch.

00:48:25: Oder auch so eine Idee muss sie auch machen.

00:48:27: Ich habe auch ein Interview mit ihr gelesen und da wurde sie gefragt,

00:48:31: also erst wurde sie gefragt, was gehört zu einem guten Karton?

00:48:34: Und sie hat auch geantwortet, man sollte ein Thema erst an sich heranlassen

00:48:38: und dann wieder Distanz dazu herstellen, um dem Witz eine Chance zu geben.

00:48:42: Also Nähe zum Thema, Distanz zum Thema und dann etwas Unerwartetes.

00:48:47: Und das finde ich, zeigt auch nochmal, dass es nicht bedeutet,

00:48:52: ja, da kann jemand malen, dann mach mal Karton,

00:48:54: sondern das ist halt wirklich ein richtig wie Stand-up-Kommedien,

00:48:57: ein ganz eigenes Handwerk, wo es auch Regeln einfach gibt.

00:49:01: Und ich habe nun auch was Schönes über sie gelesen,

00:49:04: ich hatte ein schönes Ritual, bevor sie abends das Licht ausmacht,

00:49:07: hört sie Radio und start in die Luft.

00:49:11: Und das macht sie mir sehr sympathisch, ich mache das manchmal auch,

00:49:15: also nicht unbedingt Radio hören immer, aber in die Luft gucken

00:49:20: und im Kopf passiert was mit deinen Gedanken oder mit dem, was du vorhast,

00:49:25: also wenn ich Podcast vorbereite, da ordnet sich was von dem noch gar nicht weiß, was das ist.

00:49:30: Und wenn du es dann aufs Papier bringen willst, funktioniert es.

00:49:33: Und so ist das wahrscheinlich auch bei ihr, also könnte ich mir vorstellen,

00:49:37: dass die ganzen Ideen, die sie tagsüber hat, sich beim in die Luft gucken,

00:49:42: langsam sortieren und dann wird so ein tolles Buch dran.

00:49:45: Ja, du musst ja irgendwie deine Kreativität kanalisieren

00:49:48: und jeder dann in seine Kunstform rein, die einen schreiben Songs,

00:49:52: die anderen machen daraus ein Buch, sie malt eben, aber malt nicht nur,

00:49:57: sondern erzählt, also das ist ja eine so hohe Kunst in einem Bild,

00:50:01: mit einem Wort erzählst du eine Geschichte,

00:50:03: bei der andere Menschen irgendwie eine Reaktion haben und nicht nur sagen,

00:50:07: ja verstehe ich, sondern im besten Fall sollen die ja dann auch lachen

00:50:11: und das irgendwie gut finden und dann noch im Mix mit diesen politischen Themen,

00:50:15: zu denen sie auch was Spannendes gesagt hat, sie wurde gefragt,

00:50:18: wie politisch sind ihre Karikaturen in diesen Zeiten?

00:50:21: Darauf hat sie geantwortet.

00:50:23: Also bei mir ist es, glaube ich, schon immer eine gewisse Mischung.

00:50:26: Ich mache die gesellschaftlichen Situation, ich mache aber auch Politik,

00:50:29: wobei eigentlich nicht so sehr diese klassischen Karikaturen,

00:50:32: wo womöglich noch drauf geschrieben steht, weil sie nicht CDU auf dem Schiff

00:50:37: oder auf dem Kahn, der dann im Schlamm stecken bleibt,

00:50:40: nee, ich versuche das schon in eine gesellschaftliche Situation unterzubringen,

00:50:44: dass man auch etwas zu lachen hat, das ist wichtig.

00:50:47: Und das merkt man hier, es ist wirklich gar nicht dieses politische Berlin,

00:50:51: was da drin vorkommt, sondern immer das, was am Ende bei den Menschen

00:50:55: landet, wie diese reichen Tafel oder so, das ist ja total geil.

00:51:01: Ich glaube, obwohl du vorhin gesagt hast, das ist am Ende traurig,

00:51:05: war es, als es zu Ende war, ich glaube schon, dass man das sparsam lesen muss,

00:51:11: kann man das so sagen.

00:51:13: Ja, wie hast du das konsumiert? Das würde mich jetzt auch mal interessieren.

00:51:16: Wie liest du so ein Buch? Oder wie gehst du damit um?

00:51:19: Am Anfang, Gierig, so die ersten 10, 15, dann merkst du,

00:51:24: oder ich habe gemerkt, dass ich so ein bisschen Spaß müde,

00:51:27: dann habe ich es liegen lassen und dann lag es da,

00:51:32: und ich habe es immer mal wieder aufgeschlagen und dann habe ich immer

00:51:35: mal wieder angefangen zu lachen.

00:51:37: Und ich habe es übrigens noch nirgendwo empfohlen, also ich hatte das

00:51:41: da liegen und also ich habe im Radio schon auch Kartons empfohlen.

00:51:46: Ich bin ein großer Fan von Sompé, diesen wunderbaren französischen

00:51:51: Kartokarturisten und da habe ich halt üben müssen, wie man über Kartons redet,

00:51:58: wenn man sie nicht sieht.

00:52:00: Und deswegen fand ich es einfach spannend, die auch Kartunwurz

00:52:03: und du hast es gut gemacht.

00:52:05: Ja, also es kommt natürlich nur halb so cool rüber, wenn man jetzt

00:52:08: so Bildbeschreibung macht.

00:52:11: Ich glaube, sie wurde auch mal in dem Interview nach ihrem Lieblingskartoon

00:52:13: gefragt und hat gesagt, ich kann jetzt hier nicht meine Bilder beschreiben,

00:52:17: aber man sieht darauf das und das.

00:52:20: Und da hat man auch gar keine Lust gehabt auf dieses Bild,

00:52:23: weil man sich es einfach nicht vorstellen konnte.

00:52:25: Aber ich hoffe, die Begeisterung schwappt über und ich könnte mir das total

00:52:29: gut vorstellen.

00:52:30: Es klingt jetzt ein bisschen despektierlich, aber ich glaube, da

00:52:33: könnte es funktionieren auf dem Gästechloh.

00:52:35: Super Idee.

00:52:36: Selbst wenn man dann nicht auf der Toilette sitzt und sich was anguckt,

00:52:39: aber ich finde es irgendwie immer cool auf einer Gästetoilette,

00:52:42: was zu tun zu haben und irgendwie daraus eine kleine Aktivität zu machen.

00:52:46: Und das ist so was, da schlägst du irgendeine Seite auf und danach

00:52:50: gehst du wieder zum Tisch und erzählt das.

00:52:53: Genau.

00:52:54: Das ist so lustig.

00:52:55: Ich sehe gerade allerletzter Comic hinten drin.

00:52:58: Eine Frau, also oben drüber steht verarmter Adel und es steht so die

00:53:03: Hausherrin oben am Kopf der Treppe oder darunter ein Riesenfoyer.

00:53:07: Unten am Fuß der Treppe hockt ihr Mann und wüscht den Boden

00:53:11: und sie ruft runter, komm schlafen, im Morgengrauen hast du ein Duell.

00:53:15: Eine Frage, zwei Seiten.

00:53:22: Wir haben eine Nachricht bekommen beziehungsweise habe ich sie bekommen,

00:53:28: aber sie richtet sich an uns beide.

00:53:30: Ich habe mir leider nicht aufgeschrieben von wem, aber es auch wurscht.

00:53:33: Diese Nachricht lautet.

00:53:35: Liebe Mona, meine Freundin und ich saßen vor einigen Tagen zusammen

00:53:39: im Park und haben gelesen.

00:53:41: Und irgendwann fing sie das Lachen an und als ich fragte was los sei,

00:53:45: sagt sie, ich habe dich gerade beobachtet und die gesamte Geschichte

00:53:49: spielt sich in deinem Gesicht ab.

00:53:51: Anscheinend verziehe ich also mein Gesicht beim Lesen je nachdem was

00:53:55: da gerade passiert.

00:53:56: Diese Erkenntnis fand ich richtig lustig, weil man sich ja selbst nie

00:54:00: sieht, während man liest.

00:54:01: Was mir schon häufiger aufgefallen ist, manchmal versuche ich beim

00:54:04: Lesen Gesichtsausdrücke oder Geräusche nachzumachen, die beschrieben sind.

00:54:08: Wäre das nicht mal ein lustiges Thema für euren Podcast,

00:54:11: vielleicht sogar für eure Frage Rubrik?

00:54:14: Und da sind wir.

00:54:16: Wie ist es bei dir?

00:54:18: Sag du erstmal, was hast du gedacht, als du diese Nachricht?

00:54:21: Ich habe sie dir dann geschickt und gesagt, hey, ist das was für unsere

00:54:23: Rubrik?

00:54:24: Und du so, ja.

00:54:26: Also weil das Thema Humor war, da habe ich, also nur da passt es,

00:54:29: finde ich auch.

00:54:31: Und ich war faszinierend, weil ich glaube, ich mache nichts,

00:54:34: während ich lese, außer lesen.

00:54:36: Also ich mache Eselsohne in die Bücher, ich kreuz mir was an, das so

00:54:39: übliche Programm.

00:54:40: Aber ansonsten sitze ich unbeteiligt.

00:54:43: Es sei denn, mir kommen die Tränen, dann ist es mir unangenehm,

00:54:48: wenn ich im Zug lese oder im Flugzeug oder so.

00:54:51: Aber ansonsten müsste es mal dabei sein, wenn ich ein Buch lese.

00:54:56: Ich glaube nicht, dass ich was mache.

00:54:57: Machst du was?

00:54:58: Aber wenn du jetzt sagst so, irgendwann hast du ja gerade gesagt,

00:55:01: dann habe ich das gelesen und in mich reingekichert,

00:55:04: ist das dann ein Kichern in dir drin?

00:55:07: Oder machst du dann tatsächlich auch was?

00:55:09: Also wenn du jetzt alleine im Raum bist, hört man das dann,

00:55:12: lachst du manchmal laut oder ist das ein Lachen aber in dir drin?

00:55:16: Ganz bisschen aus mir draußen auch, aber ganz wenig.

00:55:21: Aber wenn ich also bei Engineering-Karten habe,

00:55:25: habe ich wirklich auch laut gelacht bei dem einen Witz,

00:55:27: den ich so großartig finde.

00:55:29: Hast du den Eng schon erzählt, war das dieser Schäferhund?

00:55:31: Nein, aber den musst du uns am Ende gleich noch mal erzählen.

00:55:34: Muss ich gucken, ob ich die unterlagere?

00:55:36: Den kannst du doch schon auswendig.

00:55:38: Ich hatte ihn mir übrigens aufgeschrieben,

00:55:41: weil ich dachte, ich bin mutig und erzähl den.

00:55:44: Und als ich das all mir noch mal durchgelesen habe,

00:55:46: ich habe gesagt, wieso, das stimmt doch, ist doch überhaupt nicht witzig.

00:55:49: Er hatte ich beim Aufschreiben schon lieb pointe versammelt.

00:55:53: Aber du hast jetzt fünfmal schon gesagt,

00:55:55: es ist dein neuer Lieblingswitz, den suchen wir später noch raus.

00:55:57: Aber wenn du sagst, da hast du laut gelacht,

00:56:00: ist das dann wirklich, da sitzt alleine und auf einmal ist es, ha ha ha.

00:56:04: Ja, bei dem Witz habe ich wirklich, also ich lache dann so,

00:56:07: ah, ich weiß gar nicht, wie ich lache, kein Mona kippt wieder aus dem Stuhl.

00:56:13: Wirklich zur Seite, mir ist noch nicht aufgefallen,

00:56:16: dass ich stimmlich kriege immer so eine Schräglage beim Lachen.

00:56:19: Also da habe ich wirklich laut gelacht,

00:56:23: aber wenn ich sonst kirchig in mich rein oder bin auch innen drin traurig,

00:56:28: aber ich glaube nicht, dass man mir das anseht.

00:56:30: Wie ist es bei dir?

00:56:31: Ich glaube bei mir auch nicht so sehr, also ich weine ja auch nicht so schnell beim Lesen.

00:56:36: Ich bin auch relativ in mir drin, mit allem.

00:56:39: Das heißt nicht, dass ich dann Dinge nicht fühle oder so,

00:56:42: aber Reaktionen nach außen hin waren für mich schon immer eher was für Kommunikation mit anderen.

00:56:49: Was ich aber mache, und da kann ich, x, y, wie auch immer,

00:56:54: da geschrieben hat, total nachfühlen.

00:56:57: Ich mache manchmal auch Geräusche nach, die beschrieben wurden.

00:57:01: Wenn jemand sinkt oder wenn jemand wie ein Vogel krechten soll oder so.

00:57:05: Genau, das stimmt.

00:57:06: Oder in irgendeinem Buch, was ich letztens gelesen habe,

00:57:08: das war so das Beispiel, was mir eingefallen ist, da hat jemand ein Geräusch gemacht,

00:57:13: wie der Moment, bevor man im Wasser untertaucht.

00:57:18: Und dann habe ich wirklich kurz so gemacht, so.

00:57:21: Ja, stimmt, das stimmt.

00:57:22: Das ist gut beobachtet.

00:57:24: Oder in derselben Geschichte hat eine Figur immer bei Ablehnung mit e, e geantwortet.

00:57:30: Also e, h, bündelstrich e, h.

00:57:32: Und das kam immer wieder vor und dann musste ich mir so ein paar Mal so, ä, ä, ä, ä, ä.

00:57:38: So was habe ich mir dann immer vorgesagt.

00:57:41: Und wenn das jemand verobachtet hätte, ist das natürlich total absurd.

00:57:44: Und das mache ich dann zu Hause bei mir auf dem Sofa.

00:57:48: Manchmal hilft das, oder wenn irgendwer irgendwo steht, ä, eine Figur grinst,

00:57:53: ohne dass die Mundwinkel sich heben, sondern die Mundwinkel gehen nur wie ein gerade Strich zur Seite.

00:57:58: Dann sitze ich da manchmal auch und mache und versuche die Mundwinkel nur gerade zur Seite zu ziehen oder so.

00:58:04: Das stimmt so was mache ich.

00:58:05: Das hilft manchmal dabei irgendwie eine Geschichte für sich,

00:58:09: noch ein bisschen Plastischad zu bekommen und macht auch manchmal einfach Spaß.

00:58:13: Aber das ist eine, das ist eine interessante Frage.

00:58:15: Ja, vielleicht beobachten wir uns da in der nächsten Zeit mal und ihr euch ja vielleicht auch

00:58:20: oder fragt mal eure Partnerin, eure Partner, Freundin, Freunde, Familie,

00:58:24: wenn die euch beim Lesen beobachten, ob sie mal so eine kleine Mimik-Analyse machen können.

00:58:29: Genau.

00:58:30: So, beim nächsten Mal.

00:58:34: Beim nächsten Mal reden wir über...

00:58:38: Wunder.

00:58:39: Was für ein Thema, oder?

00:58:41: Hast du vorgeschlagen und ich bin direkt aufgesprungen auf den Zug, weil ich das irgendwie spannend fand.

00:58:46: Ich bin mal gespannt, wohin unser Gespräch da so driftet beim Thema Wunder, aber zwei Bücher haben wir gefunden.

00:58:53: Dann sagt Thomas Deins zuerst.

00:58:55: Okay, ich empfehle dir ein Buch, das ich beim Lesen als sehr wunderlich empfunden habe,

00:59:05: dass es wieder so eine dieser Geschichten, auf die man sich ein bisschen einlassen muss, war nicht ich schon mal.

00:59:11: Es ist mal ein bisschen was anderes, aber sehr besonders auf eine gute Art, finde ich.

00:59:16: Sven Pfitzenmaier "Draußen feiern die Leute".

00:59:19: Das heißt eben dieses Buch, also der Autor Sven Pfitzenmaier "Draußen feiern die Leute".

00:59:24: Damit hat er 2022 den Aspekt-Literaturpreis für das beste Debüt des Jahres gewonnen

00:59:30: und war auch nominiert für den Debütpreis der Lit-Colon.

00:59:33: In der Geschichte geht es ganz kurz gesagt um ein Dorf in Niedersachsen, in dem Jugendliche verschwinden.

00:59:40: Es geht um eine Eule, die Drogen verkauft, um einen Jungen der Pflanzenarme, hat eine Großmutter, die 170 Jahre alt ist

00:59:48: und eine Geschichte, die zwischen Realität und Fantasie balanciert.

00:59:53: Also ich glaube, es wird Menschen geben, die damit gar nichts anfangen können und andere dies fantastisch finden.

00:59:59: Ich gehöre zur Letzterin und bin gespannt, wo du so stehst.

01:00:03: Ich bin auch gespannt.

01:00:05: Meine Buchempfehlung kommt von der amerikanischen Autorin RJ Palacio und ihr Buch heißt "Wunder".

01:00:12: Es geht um einen 10-jährigen Jungen, dessen Gesicht durch einen Gen-Defekt zu einer Fratze geworden ist, zermatscht,

01:00:20: er ähnelt einer Figur aus Star Wars.

01:00:24: Und seine Familie tut alles um diesen August, ich nenne ihn August, weil August finde ich so komisch,

01:00:31: alles um August normal aufwachsen zu lassen.

01:00:35: Aber wie soll das gehen, wenn die Menschen ihn auf der Straße sehen und sich entsetzt, wegdrehen?

01:00:40: August hat sich schon lange daran gewöhnt.

01:00:43: Dabei wäre er so gerne normal, wie die anderen eben, aber mit diesem Gesicht geht es nicht.

01:00:49: Er wird unterrichtet von seiner Mutter, aber als er 10 Jahre alt ist, beschließen die Eltern, dass er jetzt in eine richtige Schule gehen muss.

01:00:57: Mit anderen Kindern in der Hoffnung, dass die Kinder nicht nur sein Gesicht sehen und auch merken, was für ein witziger,

01:01:04: was für ein kluger und mutiger Typ dieser August ist.

01:01:08: Und von der ersten bis zur letzten Seite dieses Buches habe ich auf einen Wunder gehofft.

01:01:14: Und ob das eintritt, dass er fahre.

01:01:17: Und es heißt einfach Wunder.

01:01:19: Es heißt einfach Wunder.

01:01:21: Ja, ich hoffe.

01:01:23: Ja, ich bin total gespannt, ich habe davon schon mal gehört, das war auch sehr erfolgreich, ein großer...

01:01:27: Es ist, hat den Jugendbuchpreis bekommen und das habe ich gar nicht beim Lesen gar nicht gemerkt,

01:01:32: sondern habe mich einfach daran erfreut, wie klar diese Sprache ist

01:01:37: und wie sie trotzdem sehr komplizierte Zusammenhänge auftrüsselt und wie es mir zu Herzen gegangen ist.

01:01:44: Dann stürzt ich mich da mal rein in dieses Wunder und jetzt wollen wir zum Schluss natürlich noch der neuen Lieblingsbezirn.

01:01:51: Ich habe mir den aufgeschrieben, soll ich Ihnen frei sagen?

01:01:54: Ja, am liebsten frei.

01:01:56: Du guckst mich schon wieder so an wie jemand.

01:01:59: Ich kippe schon wieder zur Seite, das gibt es doch nicht.

01:02:01: Das muss ich mir abgewöhnen.

01:02:03: Das ist doch gut, dann weiß ich jetzt was komisch.

01:02:05: Ich kann doch nicht... schon mal, wo alle Leute, mit denen ich bisher zusammen das gelacht habe,

01:02:08: haben innerlich gedacht, oh Gott, jetzt kippt sie wieder zur Seite.

01:02:11: Das ist einfach die erste, die mir das jetzt zeigt, dass beim Lachen ich zur Seite kippe.

01:02:15: Ja, das ist doch für mich okay.

01:02:16: Dann weiß ich jetzt, gefällt es ihr.

01:02:19: Sie kippt wieder.

01:02:20: Also, ich habe jetzt nichts aufgegeben, lieber Gott, mache ich das so.

01:02:23: Jetzt geht es los.

01:02:25: Ich habe so Angst.

01:02:29: Kommt ein Grashüpfer in einem Bar, die Grashüpfer heißt.

01:02:34: Kommt da also rein und dann sagt der Barkeeper,

01:02:40: Mensch Grashüpfer.

01:02:42: Sorry.

01:02:44: Sorry.

01:02:46: Mensch Grashüpfer.

01:02:48: Mensch Grashüpfer.

01:02:49: Das ist aber schön, dass du hier bist.

01:02:51: Wir haben sogar einen Cocktail nach dir benannt.

01:02:54: Dann sagt der Grashüpfer, wie?

01:02:57: Ihr habt einen Cocktail, der Richard heißt.

01:03:01: Das finde ich so frisch.

01:03:03: Ich kannte jetzt die Voransteigen.

01:03:05: Ich finde es so gut.

01:03:09: Das ist richtig geil.

01:03:11: Ich glaube, ich funktioniert dieser Witz besser im Englischen.

01:03:14: Das gibt doch den Grashuppfer als Cocktail.

01:03:16: Aber auf Deutsch funktioniert es ganz so gut.

01:03:19: Aber ich finde es trotzdem gut.

01:03:21: Und Christine, die Ponte war auf den Punkt.

01:03:24: Habe ich mich jetzt auch schwer konzentriert.

01:03:27: Warte mal, bis wir mal zusammen auf einer Party sind.

01:03:30: Christine, erzähl doch mal den Witz mit dem Grashüpfer.

01:03:34: Das war ein tolles Konzert.

01:03:37: Sehr schön.

01:03:40: Das war richtig lustig.

01:03:43: Es hat mir großen Spaß gemacht.

01:03:46: Es war ein toller Kontrast zu der Verbrechenfolge vor zwei Wochen.

01:03:50: Das macht den Podcast auch aus,

01:03:53: dass wir durch die Themen und Emotionen

01:03:56: wie ein Grashüpfer hüpfen.

01:03:59: Wow.

01:04:01: Das ist ja kein Schilfer und sein.

01:04:04: Jetzt ist mir richtig warm.

01:04:07: Ich hätte nicht gedacht, dass wir so witzig sind.

01:04:10: Wir hoffen, dass wir ein bisschen mitgelassen sind.

01:04:13: Wir kippen jetzt nicht mehr zur Seite.

01:04:16: Wir machen die Mikros aus, essen Käsebrötchen zusammen

01:04:19: und freuen uns, wenn wir uns in zwei Wochen wieder hören.

01:04:22: Bis dann.

01:04:25: Wow.

01:04:28: [Musik]

01:04:39: [Musik]